Phitsanulok
Wenn man von Bangkok aus knapp 400 Kilometer in den Norden Thailands fährt, erreicht man Phitsanulok, eine östlich an Sukhothai grenzende Provinz und ihre gleichnamige Hauptstadt. Die Flüsse Nan und Kwai Noi haben entscheidenden Einfluss auf die historische Bedeutung der Region gehabt, hier treffen seit jeher wichtige Handelsrouten aufeinander, heute weniger durch die Flüsse bestimmt, deren Befahrbarkeit durch mindestens einen großen Staudamm begrenzt ist, sondern durch wichtige Straßenachsen von Norden nach Süden und Osten nach Westen, die dafür sorgen, dass Phitsanulok nach wie vor ein relevanter Knotenpunkt für den Handel ist und dass die Tourismusbranche ihre Kunden bei der Erkundung des thailändischen Nordens hierüber schleust.
Das alte Phitsanulok
Im aufstrebenden Königreich von Sukhothai, das in der thailändischen Geschichtsschreibung als das erste wichtige, noch auf die heutige Zeit einflussreiche Reich gilt, wurde die etwa im 11. Jahrhundert gegründete Stadt Phitsanulok zu einem Faustpfand, einer wichtigen Siedlung im Osten, deren Relevanz nicht verging, als Sukhothai im 15. Jahrhundert endgültig zerfallen war.
Für einige Jahrzehnte war Phitsanulok sogar Hauptstadt des weiter südlich gelegenen Reiches von Ayutthaya, hatte prachtvolle Tempel, Befestigungsanlagen, später, als die Herrscher wieder abgezogen waren, bildete man hier die königlichen Streitkräfte aus, die vor allen Dingen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von höchster Bedeutung waren, als der in der Stadt geborene Naresuan der Große gegen die Khmer im Osten und die Birmanen im Westen kämpfen musste.
Das heutige Phitsanulok
Der Name des Königs Naresuan begegnet einem in Phitsanulok heute häufig. Der Staudamm ist nach ihm ebenso benannt wie die große Universität. Von der einstigen Pracht ist das moderne Phitsanulok allerdings, nimmt man einmal die prestigeträchtigsten historischen Bauprojekte aus, weit entfernt.
In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts brannte die alte Stadt zu großen Teilen ab, der Kern der heutigen Stadt liegt nicht am ursprünglichen Ort und glänzt durch eine eher pragmatische Architektur. Das große Staudammprojekt, das in den 80er Jahren vollendet wurde, brachte Sicherheit vor Überschwemmungen, bessere Bewässerungsmöglichkeiten der Landwirtschaft, aber eben auch eine veränderte Landschaft.
Das Wasser ist nach wie vor eine wichtige Lebensader, weil sehr viele Menschen in Phitsanulok auf ihm leben, und zwar auf einfachen Hausbooten. Am Fluss gibt es Märkte, auch einen Nachtmarkt, viele köstliche lokale Spezialitäten, ohnehin ist man in der Stadt sehr darauf bedacht, den Touristen unterhaltsame Attraktionen zu bieten. Und dann hat die Region noch einige Sehenswürdigkeiten, die nicht verpassen sollte, wer schon einmal hier ist.
Sehenswertes in Phitsanulok
Den Wat Phra Si Ratana Mahathat kennt in Thailand jedes Kind. Er beherbergt den majestätischen Chinnarat-Buddha, eine hochverehrte Skulptur aus dem späten 14. Jahrhundert, die als so schön gilt, dass man in Bangkok eine originalgetreue Kopie aufgestellt hat. Sie ist auch einer der wichtigen Gründe dafür, dass man in Phitsanulok, obschon ein Stückchen weg vom Schuss, ein paar Schnäppchen zu viel machen kann. Viele Händler bemühen sich um die Besucher. Buddhas zum Mitnehmen gibt es in der Buranathai Buddha Foundry. Hingehen kann man ja.
Sehenswert sind auch der Wat Ratburana, das Folk Museum von Sergeant Major Thawee, der Chandra-Palast, Geburtshaus von Naresuan, die verbliebenen Mauern der alten Stadt und einige Orte im Umland von Phitsanulok. Und hier ist es vor allen Dingen (und wieder einmal) die wundervolle Natur.
Etwa 80 Kilometer östlich der Stadt liegt der Nationalpark Thung Salaeng Luang, weiter nördlich der Nationalpark Namtok Chat Trakan, unweit entfernt vom Nationalpark Phu Hin Rong Kla. Auch Thailand hat eine kommunistische Vergangenheit, im letztgenannten Park gab es noch in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts Kämpfe der Armee gegen einen starken kommunistischen Untergrund, die, so wird es zumindest erzählt, nicht erfolgreich waren, solange sie blutig geführt wurden. Überzeugungsarbeit an der Landbevölkerung, überwiegend Hmong, soll diese dazu bewogen haben, ihre Verbündeten zu wechseln. Und so ist der Nationalpark Phu Hin Rong Kla nicht nur ein umwerfend schönes Naturdenkmal, sondern gleichsam historische Mahnung, es doch mal mit Gesprächen zu versuchen.