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Die Brücke am Kwai

Von der hat wirklich jeder schon einmal gehört: von der Brücke am Kwai, der Death Railway Bridge, Th Mae Nam Khwae. Es ist gleichzeitig ein Ort der Kriegs-, Literatur- und Filmgeschichte – und damit so aufgeladen mit Bedeutung, dass vorgewarnt sein sollte, wer sie besucht. Die Brücke sieht heute nicht mehr so aus, wie sie im Buch beschrieben und im Film gezeigt wird. An den Brückenköpfen ist noch die alte Holzkonstruktion zu erkennen, der Rest ist ein schlichter Stahl- und Betonbau.

Brücke am Kwai

Brücke am Kwai ©iStockphoto/SuriyaDesatit

300 Meter lang ist das Bauwerk, das in Fußmarschentfernung vom Zentrum Kanchanaburis Schienen über den Khwae Yai führt. Für den kleinen Ort im Nordwesten Bangkoks ist die Brücke die absolute Hauptattraktion. Mehrmals täglich fahren Züge über die Death Railway Bridge, zahlreiche Händler versuchen ihr Geschäft mit Touristen zu machen und manch einer ist froh, wenn er am Ende des Tages ein Zimmer abseits des Trubels hat.

Mag sein, dass es mit der vielschichtigen Bedeutung der Brücke zu tun hat, möglicherweise ist es auch eine andere Form des Gedenkens, jedenfalls unterscheidet sich die Art, wie in Thailand ein solcher Ort erlebt wird von der, wie dies in Europa geschehen würde; und zwar deutlich. Es gibt im Umland von Kanchanaburi Orte der Ruhe und des gleichzeitigen Gedenkens, die Brücke am Kwai ist dafür nicht geschaffen.

Der Todeszug – Death Railway

Die Geschichte des Todeszuges geht auf den Zweiten Weltkrieg zurück. In den frühen 40ern war Thailand von den Japanern besetzt, die aus strategischen Gründen eine Bahntrasse von Thailand nach Birma, dem heutigen Myanmar, bauen ließen. Mehr als 400 Kilometer galt es zu überbrücken, und zwar in einer irrwitzigen Zeit – vor allen Dingen, wenn man einmal überlegt, wie lange es dauert, bis man in Deutschland einen Bahnhof umbauen kann.

Fünf Jahre waren angesetzt, am Ende war das Bauwerk innerhalb von 16 Monaten vollendet. Dafür brauchte es aufwändige logistische Lösungen, teilweise wurden Brücken in Indonesien abgebaut und verschifft, das verzweigte Flusssystem des Deltas im Nordwesten Thailands wurde für die Transporte genutzt, in erster Linie setzten die Japaner aber auf die gnadenlose Ausbeutung von Zwangsarbeitern.

Mehr als 100.000 Menschen sind dabei ums Leben gekommen, darunter auch viele Kriegsgefangene, Briten, Niederländer, Australier, Amerikaner und andere Alliierte, die meisten waren aber Zwangsarbeiter aus verschiedenen Ländern Südostasiens. Die Arbeit war darauf angelegt, das Maximum aus den Körpern zu holen, Sterbende wurden einfach in die Flüsse geworfen oder an der Trasse liegengelassen.

Von Pierre Boulle zu David Lean

Der Franzose Pierre Boulle arbeitete als Kautschukpflanzer in British Malaya, also der Kolonie, die heute Malaysia ist. Im zweiten Weltkrieg kämpfte er in den Forces françaises libres, die nach der Niederlage Frankreichs weiter an der Seite der Alliierten operierten und geriet 1942 in japanische Kriegsgefangenschaft.
In dieser Gefangenschaft, der er 1944 entfliehen konnte, wurde er zum Schriftsteller (der später mit „Planet der Affen“ einen weiteren Welterfolg hatte) und fasste mit „Le Pont de la rivière Kwaï“ seine Erlebnisse zu einer Geschichte zusammen, die zwar nur einen kleinen Abschnitt dieses mehr als 400 Kilometer langen Kriegsverbrechens abbildet, damit aber einen sehr intimen Einblick in den großen Wahnsinn gibt.

1952 erschien das Werk, 1957 dann die Hollywoodverfilmung von David Lean mit Alec Guinness. Es ist die Geschichte eines gefangenen britischen Bataillons, das zum Bau der Brücke gezwungen ist. Das verweigert sich natürlich, wird brutal bestraft, beginnt dann im eigenen Interesse und mit dem Willen, den Japanern den eigenen Stolz zu zeigen, selbst angestrengt an der Brücke zu werkeln und muss dann erleben, wie das Bauwerk von den Alliierten zerlegt wird. Widerstand, großer Überlebenswille und die umstandslose Zerstörung dessen, was Menschen zu erschaffen imstande sind, klatschen hierbei aufeinander, beißen sich mit dem Irrsinn militärischen Kadavergehorsams und hinterlassen den Leser oder Zuschauer so verständnislos, wie das Geschichten vom Krieg immer machen sollten.

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